Artikel September 2018 Zeitschrift Info3

LED-Leuchten: Vom falschen Licht geblendet

Ulrike Wendt. © Info3 Verlag 2018
Ulrike Wendt. © Info3 Verlag 2018

Die EU plant eine weitere Verschärfung der Energievorgaben, nach denen nur LEDs als Leuchtmittel zugelassen sein würden. Ein Interview zum Thema.

Ulrike Wendt, die negativen gesundheitlichen Wirkungen der LED-Leuchten auf unsere Gesundheit – vor allem auf unsere Augen – sind inzwischen vielerorts ein Thema. Dennoch treibt die EU Pläne voran, die einen ausschließlichen Gebrauch der LED vorschreiben wollen. Ist das noch zu durchkreuzen?

In unseren Untersuchungen haben wir die desolaten Wirkungen ziemlich genau beschrieben. Das geht weit über die erwähnten Augenschädigungen hinaus.  Die belegten Augenschädigungen durch zu viel blaues Licht werden aber gar nicht richtig zur Kenntnis genommen, man ist wie geblendet von den angeblichen Energieeinsparungen. Und die Festlegung von „Lichtstandards“ als Norm erfolgt in einer internationalen Beleuchtungskommission, in der die Lichttechnische Gesellschaft die deutschen Interessen vertritt. Da sitzen Lichtdesigner, Ingenieure, Architekten – aber keine Ärzte oder Psychologen. Die Lichtstandards, auf die sich auch die EU stützt, entsprechen deshalb in der Regel dem technisch Machbaren, nicht dem gesundheitlich Wünschenswerten. Da gibt es einfach zu wenig Informationsfluss. Und zu viele wirtschaftliche Interessen.

Es geht also vorrangig ums Energiesparen?

Es kursieren da beeindruckende Zahlen, und deshalb verspricht man sich in der EU durch die LED einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz. Aber diese Zahlen stimmen nicht zusammen: Vom Bundesministerium für Bildung und Forschung wird kommuniziert, dass mindestens 50 Prozent Energieeinsparung in kommunalen Anwendungsbereichen zu erwarten ist. In der Arbeitsgruppe Energiebilanzen werden aber nur drei Prozent der Primärenergie bei Beleuchtung in Deutschland ausgewiesen. Laut Experten werden Zahlen in diesem Bereich schon seit Jahren manipuliert, je nachdem, wie es gerade passt.

Das Ende der Glüh- und Halogenglühlampen wurde ja schon vor einigen Jahren beschlossen.

Das sollte im September 2018 mit der dritten Stufe abgeschlossen sein. Da sind dann noch kleine Halogenstecker mit G9-Sockel oder Niedervolt-Halogenlampen erlaubt. Nun ist für 2020 eine weitere Verschärfung der Energievorgaben in Planung. Dieser neuen Verordnung würde nur noch die LED Genüge tun. Dagegen wehrt sich sogar der Bundesverband der Deutschen Industrie: Die LED ist noch gar nicht so weit entwickelt, dass sie unter allen Bedingungen, beispielsweise bei großer Hitze, funktioniert. Denn die LED ist eben keine hochentwickelte Technologie, sondern eine Technik in Entwicklung! Über Langzeitfolgen für Umwelt und Gesundheit weiß man kaum etwas. Wir haben uns vor einiger Zeit zu einem Netzwerk zusammengeschlossen und unterhalten gute Kontakte zum Umweltbundesamt. Dort wird die neue Vorlage ebenfalls kritisch gesehen, man ist mit einer eigenen Eingabe bei der EU vorstellig geworden, die sich gegen eine wirtschaftlich unsinnige Ausphasung aller Leuchtstofflampen wendet. Der SCHEER-Report der EU, in dem Gesundheitsfragen bewertet werden, stellt zum Thema Licht fest, dass bei bestimmungsgemäßem Gebrauch von LEDs kein unmittelbares Gesundheitsrisiko besteht. Er spricht aber ausdrücklich von Wissenslücken in Bezug auf Gesundheitsgefährdungen durch LEDs. Dabei werden mögliche Störungen des Schlaf-Wach-Rhythmus’ durch blaues Licht, die besondere Gefährdung von Kinderaugen, schlechteres Sehen bei älteren Menschen und das Flimmern genannt. Auf all diese Punkte bezieht sich auch unser Netzwerk-Kommentar, den wir im Juni beim EU-Direktorat eingereicht haben. Der SCHEER-Report kommt zu dem Schluss, dass das Risiko negativer Auswirkungen bei Langzeitnutzung genauestens zu überwachen sei.

Wir spielen solange die Versuchskaninchen?

Genau. Daher fordern wir die Abklärung möglicher Gefahren, bevor die EU sie zum einzig erlaubten Leuchtmittel macht! Wir sind aber nur eine kleine Gruppe, die sich mit den Wirkungen der LED auf die Lebenskräfte beschäftigt. Man muss sich schon sehr gut mit Physik auskennen, um moderne Lichttechnik zu verstehen. Die LED strahlt ihr Licht ja ganz anders ab als beispielsweise eine Glüh- oder Halogenglühlampe. Dort ist Licht immer mit Wärmeentwicklung verbunden. Es ist in einen etwas trägen Wärmemantel gehüllt, den man auch im empfindenden Anschauen gut erleben kann. Ein Effekt davon ist, dass die kleinen Wechselstromimpulse, die zu sichtbarem oder unsichtbarem Lichtflimmern führen, überbrückt werden. Glühbirnen flimmern so gut wie gar nicht. Das ist bei der LED anders. Sie gibt eine stark gerichtete Helligkeit ohne Wärme ab. Damit fehlt ihr nicht nur ein wesentliches Element des Lichts, sie kann wie der Computer nur „an“ oder „aus“ sein, dazwischen ist nichts. Dieses Lichtflimmern ist gesundheitsschädlich, es führt zu Kopfschmerzen und Wahrnehmungsstörungen und kann im Extremfall sogar Epilepsie auslösen.

Das vollständige Interview lesen Sie in der Ausgabe September 2018 der Zeitschrift Info3.

Ulrike Wendt ist freischaffende Eurythmistin, arbeitet in der Gesellschaft für Bildekräfteforschung mit und leitet das Projekt „Lichtfragen.info“ im Netzwerk für gutes Licht. Workshops und Seminare im In- und Ausland sowie Veröffentlichungen in den Bereichen Eurythmie, Bildekräfteforschung und Meditation. Kontakt: www.ulrikewendt.eu

 

Über den Autor / die Autorin

Ronald Richter

Ronald Richter † (18.5.1954 - 18.1.2020) war ständiger Mitarbeiter von Info3, freier Autor und betrieb von Berlin aus das "Kult.Radio" auf www.kultradio.eu