Fair und ökologisch anziehend

Jede Jeans ein ökologisch und sozial nachhaltiges Produkt. Foto: Sophie Schüler

Der neue Kleiderladen glore in Frankfurt steht beispielhaft für praktische globale Verantwortung. Nachhaltigkeit im Textilbereich liegt den zwei jungen Frankfurter Gründern am Herzen. Mit ihrem Laden glore, den info3 besucht hat, schließen sie in der Main-Metropole eine Lücke.

Der neue Kleiderladen glore in Frankfurt steht beispielhaft für praktische globale Verantwortung. Nachhaltigkeit im Textilbereich liegt den zwei jungen Frankfurter Gründern am Herzen. Mit ihrem Laden glore, den info3 besucht hat, schließen sie in der Main-Metropole eine Lücke.  

In ziemlich lässigem Stil liegt der neue glore Store – glore steht für Globally Responsible Fashion und wurde 2006 von Bernd Hausmann in Nürnberg gegründet – nun auch im belebten Frankfurter Nordend. Hier tummeln sich Jung und Alt zwischen Cafés, Falafel-Kiosk, veganer Backware, Buchladen und fairem Secondhand-Kleiderladen der Hilfsorganisation Oxfam. Die beiden glore Frankfurt Inhaber Christian Hess und Caspar Priesemann haben sich lange gewundert, dass es im konsumfreudigen Frankfurt noch sehr wenig Angebot für junge, nachhaltige und faire Kleidung gibt.

Die jungen Unternehmer sind im Frankfurter Umland aufgewachsen und haben sich bereits in der Ausbildung sowie im Freundeskreis mit Wertschöpfungsketten im Textilbereich auseinandergesetzt. Motiviert hat sie vor allem die Möglichkeit, durch fairen Handel die Produktionsbedingungen entlang der Lieferkette und bis in andere Ländern zu beeinflussen. Der Einzelhandel ist gewissermaßen die Präsentationsfläche und bildet das letzte Glied der Lieferkette für die wachsende Anzahl an Produzenten und Herstellern des fairen Textilbereichs. „Um nicht alle Strukturen von Null aufzubauen, knüpften wir an glore an, einen Eco Fashion Onlineshop mit acht Einzelhandelsfilialen in sechs deutschen Städten und einem in der Schweiz“, schildert Priesemann.

Die minimalistische Gestaltung des circa 100 Quadratmeter großen Raumes entwickelten die beiden Geschäftsführer gemeinsam mit Freunden. Einer davon baute die schlichten, würfelartigen Holzmöbel für Kleidung, Schuhe, Taschen und Accessoires. Zentral sind für die Inhaber klare Werte: „Das allerwichtigste für uns ist Glaubwürdigkeit“, erklärt Priesemann. So komme es auch mal vor, dass neben den zertifizierten Markenwaren von GOTS (Global Organic Textile Standard), Fair Wear Foundation oder Fairtrade auch kleinere Labels verkauft werden, aber nur wenn die Wertschöpfungskette und Produktionsstandards genau nachvollziehbar sind.

Vor dem Laden mit den großen Fensterscheiben lädt uns eine breite Holzbank zu Gesprächen ein. Diese führten unter anderem zur Frage, ob es besser sei, statt Secondhand neue, fair produzierte Kleidung zu kaufen. Denn oft wird Kleidung, auch wenn sie aus zweiter Hand stammt, noch nicht unter sozial, ökologisch und ökonomisch nachhaltigen Bedingungen produziert. Auch zur Anthroposophie kommen einige Themen auf. Christian Hess, Sohn des Hess Natur-Gründers Heinz Hess, war zum Beispiel selbst gerne Waldorfschüler und auch Caspar Priesemann ist in einem anthroposophischen Umfeld großgeworden. Doch die Anthroposophie spielt für die beiden kaum eine Rolle bei ihrer Arbeit. „Um etwas Gutes zu machen, ist es nicht wichtig, ob es anthroposophisch ist oder nicht. Es muss für die Gesellschaft gut sein“, betont Priesemann.

Etwas Gutes im Sinne sozialer und ökologischer Nachhaltigkeit wollen die beiden Geschäftsführer mit dem glore Store in zeitgemäßem Stil voranbringen. Nicht verzichten, sondern positive Werte in den Lieferketten stärken, ohne Ausbeutung und Umweltbelastung, das steht im Kern ihrer Idee. Sie unterstützen neue, nachhaltige Konzepte diverser Hersteller und Produzenten und nutzen die Möglichkeiten, in bestehenden Marktstrukturen Alternativen zu stärken, die für globale Verantwortung stehen. Labels wie Armedangels, Veja, Mud Jeans, Hempage und EKN Footwear sind nur einige der vielen Beispiele neuer Macher nachhaltiger Mode.

Dass nachhaltige Mode qualitativ und ökologisch überzeugen kann, beweisen die Produkte, die die beiden Unternehmer selbst tragen. Zum Beispiel eine Selvage“oder Ur-Jeans, wie sie Priesemann an diesem Tag trägt, darf nur selten gewaschen werden (Empfehlung: frühestens nach sechs Monaten Gebrauch). Das viele Waschen ist für hochqualitativen Jeans Stoff nicht vorgesehen, vor allem unbehandeltes Material leidet darunter. Auch bei der Herstellung der Dry Jeans wird weniger Wasser verwendet. Der O-Ton lautet: Lieber bewusst weniger ausgewählte Stücke kaufen, die vielleicht teurer sind, dafür aber lange halten. Dann ist das Ziel des Ladens erreicht: Weniger kaufen, nachhaltig nutzen, sozial unterstützen.

Über den Autor / die Autorin

Andrea Kreisel

Andrea Kreisel hat Philosophie, Kulturreflexion und kulturelle Praxis an der Universität Witten/Herdecke studiert und ist seit 2019 Autorin bei Info3.