True Cost Accounting: Macht die Preise öko-logisch!

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Foto: Heisterkamp/Info3 Verlag

True Cost Accounting. Fakten über externe und ehrliche Kosten.

Eine teure, ökologisch angebaute Erdbeere schmeckt zuckersüß. Anders dagegen eine billige Erdbeere aus konventionellem Anbau. Die ist meist sehr wässrig und schmeckt leicht nach Pestiziden. Es ist bekannt, dass billig nicht immer schmackhafter ist und trotzdem gibt es eine hohe Nachfrage für Lebensmittel aus industrieller Landwirtschaft, weil man dafür nicht so tief in den Geldbeutel greifen muss.

Noch! – würde man nach der Lektüre von „Die Preise lügen“ sagen. Denn viele Kosten werden externalisiert, sie erscheinen gar nicht auf dem Kassenzettel. Die Rede ist hierbei von den negativen und kostenintensiven Auswirkungen konventioneller Landwirtschaftspraktiken. Pestizide, Düngemittel und klimaerwärmende Gase haben ihren Preis: Bodenschäden, Wasser- und Luftverschmutzung, Artensterben, Gesundheitsbeeinträchtigung und unsoziale Lebensbedingungen bis hin zu Kriegen. Doch wer zahlt dafür den Preis?

Hier schließen die Herausgeber Volkert Engelsman und Bernward Geier mit ihrem Buch an. Die Idee: die sogenannten externalisierten Kosten sichtbar machen, für Verbraucher*innen, Vermarkter*innen und Produzent*innen. Der Fokus liegt dabei auf dem True Cost Accounting, einer Buchhaltungsmethode, mit der man eine Vollkostenrechnung für Lebensmittel erstellt. 13 Beiträge aus Wissenschaft und Forschung, Beratung und Aktivismus beleuchten dasselbe Thema aus unterschiedlichen Perspektiven auf Grundlage diverser Studien und Praxiserfahrungen.

Tobias Bandel, Leiter von Soil&More Impacts Hamburg, betont die Bedeutung der Einbindung des Externe-Kosten-Konzeptes im Finanzsektor bei der Risikobewertung von Unternehmen, für die längerfristig bei ökologischem Anbau sogar geringere Kosten entstehen. Christian Felber, Gründer der Gemeinwohlökonomie, schlägt beispielsweise die Einführung eines ökologischen Kontos vor, das mit den Größen des schon eingeführten Modells „Ökologischer Fußabdruck“ rechnen könnte.

Das Buch ruft die Politik zur Verantwortung, zeigt aber auch, wie Verbraucher*innen durch ihre individuelle Kaufentscheidung an einem positiven Wandel in der Landwirtschaft und den Lebensmittelsystemen mitwirken können. Die klare, an Wissenschaftlichkeit angelehnte Sprache versetzt die Leser*in weder in übermäßige Aufregung noch hilflose Lähmung. Stattdessen wird man ermuntert, nicht mehr den trügerischen Weg zum Billig-Discounter zu gehen, wissend, dass Bio zwar heute noch teurer, doch in Zukunft durch jeden individuellen Beitrag auch für alle Menschen erschwinglich sein wird.

Volkert Engelsman, Bernward Geier (Hrsg.):
Die Preise lügen.
Warum uns billige Lebensmittel teuer zu stehen kommen.
Oekom Verlag, München 2018, € 16,00

Über den Autor / die Autorin

Andrea Kreisel

Andrea Kreisel hat Philosophie, Kulturreflexion und kulturelle Praxis an der Universität Witten/Herdecke studiert und ist seit 2019 Autorin bei Info3.