Pestizidkontrolle: Petition nimmt Hürde in den Bundestag

Seine Petition hat die Hürde genommen: Thomas Radetzki (2.v.r.) mit KollegInnen. Foto: Aurelia Stiftung

Eine Petition an den Deutschen Bundestag zur Pestizidkontrolle hat die erforderlichen 50.000 Unterschriften bei weitem übertroffen. Nun ist die Politik am Zug.

Die Zeichnungsphase der Bundestagspetition „Pestizidkontrolle“ ist erfolgreich abgeschlossen. Bienen-Botschafter Thomas Radetzki, Imkermeister und Vorsitzender der Aurelia Stiftung in Berlin, konnte am Dienstag den frühzeitigen Erfolg seiner Petition verkünden und bedankte sich bei allen Unterstützer*innen via Twitterund Facebook. Bis zum Ende der Zeichnungsfrist am 1. Mai kamen 55.817 Unterschriften auf dem Petitionsportal des Bundestags zusammen. Zudem seien rund 15.852 zusätzliche, manuelle Stimmen auf dem Postweg eingegangen, teilte Radetzki mit. 

Mit einem zu erwartenden Endergebnis von deutlich über 70.000 Stimmen gehört Radetzkis Petition damit zu den zehn erfolgreichsten Bundestagspetitionen überhaupt. Von den durchschnittlich rund 17.000 Petitionsanträgen, die pro Jahr beim Bundestag eingehen, erreichen nur wenige das für eine öffentliche Anhörung erforderliche Quorum von 50.000 Unterschriften. 

„Ich bin überglücklich! Durch die vielen Unterschriften hat meine Petition das nötige politische Gewicht bekommen“, erklärte Radetzki. „Meinen herzlichsten Dank an alle, die die Petition unterstützt haben. Mit diesem starken Votum der Bürgerinnen und Bürger können wir jetzt mit einer öffentlichen Anhörung zur Sicherheit von Pestiziden rechnen. Ich werde gemeinsam mit dem Team der Aurelia Stiftung alles daransetzen, den Erfolg zu nutzen und den Bundestag zu einer ernsthaften fachlichen Auseinandersetzung mit unseren Forderungen zu bewegen.“

Die Bundestagspetition „Pestizidkontrolle“ fordert strengere Sicherheitsprüfungen von chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmitteln, kurz: Pestiziden. Deren massenhafter Einsatz in der Landwirtschaft gilt als eine der Hauptursachen für das globale Artensterben – insbesondere unter Bienen und anderen Insekten. Auch für den Menschen birgt der Pestizideinsatz und damit einhergehende Artenverlust existentielle Risiken.


Wie immer mehr wissenschaftliche Studien belegen, bergen auch zugelassene und vermeintlich „sichere“ Pestizide kaum abschätzbare Gesundheits- und Umweltrisiken. Radetzki und andere Experten sprechen sich deshalb für eine Reform der staatlichen Zulassungsverfahren aus und fordern, dass unter anderem sogenannte subletale Wirkungen oder auch Cocktaileffekte durch die gleichzeitige Anwendung mehrerer Pestizide in den Sicherheitsprüfungen berücksichtigt werden müssen. Inwieweit der Bundestag den Reformvorschlägen von Thomas Radetzki entsprechen wird, werden die kommenden Monate zeigen. Zunächst muss der Petitionsausschuss die postalisch eingegangenen Unterschriften prüfen und über eine öffentliche Anhörung beraten. Radetzki hofft auf eine Entscheidung noch vor den Sommerferien.

Quelle: Aurelia Stiftung

Über den Autor / die Autorin

Jens Heisterkamp

Jens Heisterkamp, geboren 1958 in Duisburg, wuchs im Ruhrgebiet auf. Er studierte an der Ruhruniversität Bochum Geschichte, Literaturwissenschaft und Philosophie und wurde 1988 zum Dr. phil. promoviert. Nach der Begegnung mit der Anthroposophie lernte er während seines Zivildienstes die Heilpädagogik kennen und arbeitete als Dozent in der Erwachsenenbildung, kurzzeitig auch als Waldorflehrer, dann als Herausgeber und Autor. Seit 1995 ist er verantwortlicher Redakteur der Zeitschrift info3 sowie Verleger und Gesellschafter im Info3 Verlag in Frankfurt am Main. Seine Themen sind Dialoge in Religion, Philosophie und Spiritualität, Offene Gesellschaft, Ethik.