Eine Oase für feine Sinne

Theater auf dem Schlossdach. Foto: Halbtotal Filmproduktion, Medienprojekt Wuppertal

Ab dem 5. September ist der erste Dokumentarfilm über Schloss Freudenberg in deutschen Kinos zu sehen. Das “Erfahrungsfeld zur Entfaltung der Sinne und des Denkens” in Wiesbaden zieht seit seiner Gründung 1993 zahlreiche Menschen an. Andrzej Klamt, Regisseur des Films “Freudenberg. Auf der Suche nach dem Sinn”, führt liebevoll an das Leben im Schloss der wunder-vollen Sinnesexperimente heran.

Hoch oben auf einem waldigen Hügel können Freudenberg-BesucherInnen tief in die eigene Wahrnehmung einsteigen und mehr über sich selbst erfahren. Der Film gibt in klar aufgebauter Form grundlegende Eindrücke vom Erfahrungsfeld der Sinne und des Denkens, das auf Hugo Kükelhaus zurückgeht, wieder. Vor allem werden dabei Aspekte der Kunst, der Natur und der Liebe herausgestellt. Geduldig fängt der Film die Bewegungen und Geräusche verschiedener Sinneseindrücke ein: Die PartnerInnenschaukel, der Wasserstrudel, das Insektengetümmel oder das Zittern der Blätter am Baum – die auditiven, visuellen und haptischen Phänomene werden durch statische Aufnahmen für das Auge erfahrbar gemacht. Immer wieder erzählen die GründerInnen Matthias Schenk und Beatrice Dastis Schenk von der Entstehungsgeschichte und über die Aufgabe des Ortes. Dabei wird nachvollziehbar, wie das alte brüchige Gebäude entgegen der Meinung des Architekten, der die Sanierung des Schlosses für unmöglich hielt, dennoch wiederbelebt werden konnte. Es sei das derzeitige Kapital des Menschen, sich in das Zukünftige hineinzustürzen, ohne den Ausgang zu kennen, ist Matthias Schenk überzeugt. Bis heute haben bereits circa zwei Millionen Menschen das Schloss besucht.

Es ist interessant zu beobachten, wie der Film auch auf technischer Ebene Grundideen des Erfahrungsfeldes umsetzt. Zum Beispiel irritieren unerwartete Szenenwechsel und fordern gemäß der Philosophie des Ortes auf, mit der Irritation und dem Unbekannten mitzugehen. Das Spiel der Kamera zwischen Total- und Nahaufnahmen, zwischen Frosch- und Vogelperspektiven ermöglicht dem Auge mitzuerleben, wie sich ein Aufenthalt auf Schloss Freudenberg anfühlen könnte.

Trailer: Auf der Suche nach dem Sinn

75 Minuten lang zeigt der Film viele märchenhafte Bilder und doch hat das alles mit Zauberei nichts am Hut. Das persönliche Einlassen auf die Freudenberg-Welt erfordere den eigenständigen Schritt durch die Tür, so Leiterin des Erfahrungsfeldes Anette Keitz. Obwohl der eigene Körper bei der Betrachtung des Films still sitzt, rückt doch der ein oder andere Eindruck nah heran und vielleicht springt hier und da sogar ein Funke über.

Über den Autor / die Autorin

Andrea Kreisel

Andrea Kreisel hat Philosophie, Kulturreflexion und kulturelle Praxis an der Universität Witten/Herdecke studiert und ist seit 2019 Autorin bei Info3.